Inhalt

  1. Ziel des Leitfadens
  2. Relevanz der Thesis
  3. wissenschaftliches Arbeiten
  4. Finden einer Fragestellung
  5. Praxis- vs. "Theoriearbeiten"
  6. Erstellen einer Gliederung
  7. Zusammenfassungen
  8. Richtig zitieren
  9. Beliebte Fehler
  10. Plagiate
  11. Software
  12. Weiterführende Literatur
  13. relevante Lehrveranstaltungen

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Beliebte Fehler

(:toc Unterthemen:)

Die Erfahrung lehrt, dass die gleichen Fehler immer wieder gemacht werden. In der Regel liegt es nicht daran, dass die Studierenden zu „dumm“ sind, sondern dass sie nicht auf die potentiellen Fehlermöglichkeiten geachtet haben. Es handelt sich also durchgängig um vermeidbare Fehler.

Wenn Sie die Liste der beliebten Fehler aufmerksam lesen, reduziert das die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine unnötig schlechte Note bekommen, weil Sie in eines dieser Fettnäpfchen getreten sind.

Wenn Sie nach der Bekanntgabe Ihrer Note ein langes Gesicht machen, weil Sie unzufrieden sind, so ist unsere Erfahrung, dass wir in mehr als der Hälfte der Fälle nur dieses Kapitel zücken müssen und mit dem Finger auf einen der Punkte zeigen können.

Schlechtes Zeitmanagement

Die meisten Fehler, die gemacht werden, können noch in einem relativ späten Stadium der Arbeit korrigiert werden. Schlechtes Zeitmanagement aber nicht, denn es fehlt Ihnen dann ja genau an der Zeit, noch Korrekturen vorzunehmen bzw. Ihre Arbeit sauber zu Enden zu führen. Aus diesem Grund steht "schlechtes Zeitmanagement" ganz oben auf der Fehlerliste.

An zwei Daten im Kalender kommen Sie auf keinen Fall vorbei: Dem Anmeldedatum und dem Abgabedatum.

Beide Daten sind wichtig, aber das Anmeldedatum ist noch ein wenig wichtiger. Wenn Sie sich auf dieses Datum nicht gut vorbereiten, haben Sie Ihr Thema vielleicht schon gegen die Wand gefahren, bevor die Zeit überhaupt läuft. Warum?

Im Regelfall gibt es immer irgendeinen Prüfer, der Ihr Thema abnicken muss. Dummerweise nickt derjenige nicht immer, sondern lehnt Ihr Thema ab. Ein Grund kann sein, dass das Thema zwar toll ist, aber der Prüfer meint, zu wenig Ahnung zu haben. Vielleicht traut er sich die Betreuung schon zu, hat aber schon 30 andere Arbeiten auf dem Tisch und einfach nicht die Zeit. Ein anderer Grund könnte sein, dass jemand anders das Thema (oder ein zu ähnliches Thema) gerade bearbeitet oder bearbeitet hat. In beiden Fällen hatten Sie vor dem geplanten Abnicktermin ein schönes Thema und nach dem Termin kein Thema mehr. Wenn jetzt der letzte Termin, an dem das Thema stehen muss, in einer Woche ist, haben Sie eine sehr unangenehme Woche vor sich und nach dieser Woche ein wahrscheinlich nicht so tolles Ersatzthema, dessen Bearbeitung Ihnen deutlich weniger Spaß machen wird.

Ein zweiter möglicher Stolperstein, der vor dem Anmeldedatum liegt, ist die Wahl eines nicht bearbeitbaren Themas. Es gibt sehr viele, sehr spannende, sehr aktuelle Fragestellungen, die einfach nicht bearbeitbar sind, weil es kein vernünftiges Material dazu gibt. Wenn Sie genügend Zeit und Geld hätten, könnten Sie das Material selbst erstellen, d.h. Umfragen und Studien durchführen, bestehende Datenquellen auswerten usw. Diese Zeit und das Geld haben Sie aber nicht. Wenn Sie auf die Idee kommen, dass

  • „Lebensqualitätsverlust durch Einschränkung der freien Arztwahl“ oder
  • „Der Zusammenhang zwischen Angebotsstukturen und ökonomischem Erfolg in Breitensportvereinen“ oder
  • „Die ökonomischen Auswirkungen bei der Einführung von ERP-Systemen“

spannende und relevante Themen sind, haben Sie Recht. Es wird Ihnen aber wahrscheinlich schwer fallen, etwas Handfesteres als ein paar Spekulationen zu finden, weil das bisher einfach niemand untersucht hat. Mit einem solchen Thema sind Sie dann nach drei Seiten am Ende und können nicht mehr sagen als

  • „wahrscheinlich wird die Lebensqualität des Patienten durch einen unfreiwilligen Arztwechsel gemindert. Gleichzeitig könnte die Versorgungsqualität steigen, was die Lebensqualität erhöht. Welcher Effekt größer ist, muss noch untersucht werden.“ Bzw.
  • „Es besteht Grund zu der Annahme, dass ein Zusammenhang existiert. Es gibt allerdings noch viele andere Einflussfaktoren auf den ökonomischen Erfolg und für eine Aufteilung nach den einzelnen Einflussfaktoren fehlen relevante Informationen“
  • „Es gibt viele unterschiedliche Auswirkungen, von denen sich die reinen Soft- und Hardwarekosten noch am besten berechnen lassen.“

Auf eine solche Aussage kann man auch schon nach zwei Minuten kommen. Sie ist als Ergebnis einfach zu mager.

Die Welt ist leider voll von solchen Themen. Ihr Betreuer nickt im Zweifelsfall auch solche Themen ab. Nicht, weil er will, dass Sie auf die Nase fallen, sondern, weil er davon ausgeht, dass Sie wissen, was Sie tun, wenn Sie sich selbst ein Thema suchen, weil das ja Ihre Aufgabe ist. Wenn Sie eine gute Arbeit abgeben, sind Sie anschließend der Spezialist für dieses Thema – und nicht der Betreuer.

Wenn Sie sich im Vorfeld der Themenfestlegung keinen Eindruck darüber verschafft haben, dass Ihr Thema auch bearbeitbar ist, haben Sie im Endeffekt auch kein Thema, weil Sie nichts finden und sich irgendwas aus den Fingern saugen müssen. Die Chancen, dass Ihr Prüfer das nicht merkt, sind sehr gering. Die Chancen auf eine gute Note sind noch geringer.

Der Ratschlag ist also, sich sehr frühzeitig um ein Thema zu kümmern und im Kontakt mit dem Prüfer abzugrenzen. Sie haben dann noch genügend Zeit, anders zu disponieren, sollte sich das Thema als Flop erweisen. Natürlich müssen Sie vor der Anmeldung nicht die ganze Arbeit im Kasten haben. Einen groben Überblick sollten Sie aber schon besitzen.

Wiedergabe von Lehrbuchwissen

Die meisten Texte, mit denen Sie in Ihrem Studium konfrontiert werden, sind Lehrbuchtexte.

Lehrbücher sind eine ganz eigene Form von Literatur. Die Inhalte sind "gut abgehangen", d.h. die Dinge, um die es geht, sind nicht brandaktuell und neu, weil es einfach eine ganze Reihe von Jahren dauert, bis ein Lehrbuch fertig ist. Lehrbücher versuchen, einen Überblick über ein Fachgebiet zu geben. Sie wollen also möglichst vermeiden, einseitig zu sein und wollen verschiedene Positionen möglichst neutral darstellen. Lehrbücher sind also im Regelfall zwar sehr vertrauenswürdige Quellen, aber meist nicht sehr aktuell, denn sie fassen das zusammen, was als "gesichertes Wissen" gelten kann.

Für aktuelle Fragestellungen eignen sich Lehrbücher daher nur als Hintergrundwissen, das Ihnen hilft, das Umfeld Ihrer Fragestellung besser zu verstehen. Es macht daher im Regelfall keinen Sinn, Lehrbuchwissen in eigenen Arbeiten in größerem Umfang einzuarbeiten, weil Lehrbücher nur die Grundlagen liefern. Sie können aber meistens davon ausgehen, dass die Zielgruppe Ihrer Ausführungen diese Grundlagen kennt. Meist reicht ein kurzer Querverweis aus.

Lexika sind ähnlich einzuordnen wie Lehrbücher. Das schöne an einem Lexikon ist, dass es einen Sachverhalt sehr kurz, präzise und verständlich darstellt. Lexika stehen aber in der "Literatur-Nahrungskette" noch unter den Lehrbüchern. Lexika sind ideal, um sich einen ersten Einstieg zu verschaffen und sich zu orientieren. Danach muss es aber weitergehen, denn im Regelfall sind Lexika aus Lehrbüchern abgeschrieben, die aus Fachbüchern und Artikeln herausdestilliert worden sind. Ein Paradebeispiel für die Problematik von Lexika ist die Wikipedia. Sie finden zu fast allem einen Text. Ob die Qualität dieses Textes akzeptabel ist, können Sie erst nach einer vertieften Recherche einschätzen. Die Verwendung von Lexika als Quellen ist in jeden Fall ein "böses Foul".

Eine in diesem Zusammenhang schöne Stilblüte: Ein recht verbreitetes mehrbändiges Lexikon wird als

Der Bock Haus (2004)

zitiert. Manchmal ist eine automatische Rechtschreibkorrektur vielleicht nicht die beste Wahl!

Seitenlange Zusammenfassungen aus Lehrbüchern sind meist ein Indiz dafür, dass Sie "Füllmaterial" brauchten oder dafür, dass Sie die vorgegebene Seitenzahl beisammen hatten, aber bei den Lehrbuchkapiteln nicht kürzen wollten, weil Ihnen dann "hinten" ein paar Seiten fehlen, für die Sie noch etwas hätten tun müssen.

Eine weitere negative Konsequenz von "Lehrbuchkapiteln" ist, dass Ihr Leser anfängt zu blättern, weil er ein wenig genervt ist und sich denkt "das weiß ich doch alles schon. Für wie unwissend hält man mich?" Die Chancen stehen gut, dass Ihr Leser aber dann den Einstieg in die Themen, die dann nicht mehr Standardwissen sind, verpasst und aus seiner Sicht direkt von "altem Hut" zu "völlig unverständlich" springt. Während Ihres Studiums können Sie davon ausgehen, dass Ihr Leser die Arbeit trotzdem liest und sich "durchbeißt". Er wird Ihnen eine schlechtere Note geben, aber die Arbeit zumindest lesen. Im "richtigen Leben" wird Ihr Leser die Arbeit genervt weglegen, wenn er sie nicht unbedingt lesen muss und Sie für unfähig halten.

Unkritische Übernahme von Positionen

Je aktueller die Fragestellung ist, die Sie bearbeiten, desto weniger werden Sie mit Lehrbüchern anfangen können und desto stärker werden Sie auf die aktuelle Presse, Zeitschriften, das Internet und Verbandsmitteilungen angewiesen sein.

Vielen Journalisten fehlen Zeit und Hintergrundwissen. Da sie häufig im Tagesgeschäft jeden Tag über etwas anderes berichten, übernehmen Sie häufig Informationen von Interessenverbänden oder Presseagenturen. Aus diesem Grund ähneln sich auch viele Artikel in verschiedenen Zeitschriften wie ein Ei dem anderen. Es gibt natürlich Ausnahmen und viele Journalisten kennen sich in einigen Bereichen sehr gut aus, aber trotzdem können Sie nicht davon ausgehen, dass Zeitungs- und Zeitschriftenartikel in gleichem Umfang auf geprüften Daten und Fakten basieren wie ein Lehrbuch.

Eine wesentliche Funktion der bereits erwähnten Interessenverbände ist die Beeinflussung der öffentlichen Meinung im Interesse der eigenen Mitglieder. Das bedeutet nicht, dass alle Informationen, die Interessenverbände herausgeben, reine Propaganda sind. Es bedeutet aber, dass die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Informationen gefärbt sind, indem z.B. gute Gegenargumente nicht erwähnt werden oder mit einem Scheinargument entkräftet werden sollen.

Sie müssen bedenken, dass die Verbände dafür bezahlt werden, dass sie Sie beeinflussen. Wenn Sie die Positionen nicht kritisch hinterfragen, haben die Verbände ihr Geld gut verdient. Nur: Sie sind ihnen auf den Leim gegangen. Sie übernehmen dann eine Position, die vielleicht eine sehr schwache ist.

Eine journalistische Unsitte

Ein Beispiel aus einer Seminararbeit:

"Herrmann Hoffmann, Geschäftsführer von Pro Generika sieht durch die AOK-Arzneimittel-Rabattverträge den Generikamarkt in Gefahr. (...) Herr Hoffmann weist darauf hin, daß (...) Des weiteren meint er, dass die Politik sich endlich einmal entscheiden müsste, ob sie weitere Kostendämpfungsprogramme oder Wettbewerb möchte."

In dieser Arbeit ist ein journalistischen Stil übernommen worden, die man in vielen Artikeln findet. Jemand wird mit einem Statement zitiert, das unmittelbar in den eigenen Argumentationsfluss eingeht. In vielen Fällen gibt es gar keine eigene Argumentation, sondern der Autor rennt von einem Lobbyisten zum nächsten und tackert ein Statement hinter das andere, verbindet das mit Überleitungssätzen und setzt seinen Namen darunter. (So leider auch in weiten Teilen der oben zitierten Arbeit) Das ist eine Variante des weiter unten erwähnten "Experteninterviews mit zu wenig Experten" - mit der Verschärfung, daß man hier meist Experten befragt, die ein Eigeninteresse haben, wie eben der Vertreter von Pro Generika zu den AOK-Rabatten und mit der Verschärfung, daß Sie die Experten gar nicht selbst ausgesucht und gefragt haben, sondern diese Statements einfach übernehmen.

Lassen Sie daher die Finger von der Anwendung dieses Stilmittels beim Schreiben wissenschaftlicher Arbeiten und seien Sie bei der Verwendung von Quellen, die sich dieses Stilmittels bedienen, sehr vorsichtig. Natürlich können Sie über das Statement des Pro - Generika - Vertreters nachdenken. Dann werden Sie aber feststellen, daß das Statement genauso absehbar ist, wie das eines Vatikansprechers zur Weihung von Frauen zum Priesteramt.

Sie müssen sich also darüber im Klaren sein, dass die Informationen, die Sie erhalten, nicht wie bei einem (guten) Lehrbuch aus einer streng neutralen und wohl abgewogenen Quelle stammen, sondern aus einer Quelle, in der tatsächliche Information und Propaganda häufig schwer trennbar vermischt sind.

Sie werden z.B. vom Apothekerverband kein gutes Wort über Versandapotheken wie DocMorris hören oder von einem Sportverband keine Zweifel daran, dass der Sport eine wichtige gesellschaftliche Funktion hat. Ein Logistikverband wird auch nur auf die stets bedeutendere Rolle der Logistik verweisen. Vielleicht hat der Apotheker- oder Sportverband mit einigen Aussagen ja Recht. Vielleicht hat er sogar mit allen seinen Aussagen Recht. Sie sollten sich nur überlegen, dass ein Verband sich hier zu einem Thema äußert, das für seine Mitglieder von existenzieller Bedeutung ist. Die unparteiische Ausgewogenheit des Lehrbuchs werden Sie dann wahrscheinlich nicht finden.

Sie müssen also die Informationen filtern und sich vor dem Hintergrund dessen, was Sie wissen, fragen, was an dieser Information "dran" ist und was nur Propaganda ist. Das ist häufig nicht ganz einfach. Aber das ist das, was Sie lernen müssen. In den Veranstaltungen Ihres Studiums bekommen Sie die Informationen im Regelfall ohne Eigeninteresse des Dozenten präsentiert. Natürlich trifft der Dozent eine Auswahl, welchen Stoff er wie vermitteln will, aber er hat eigentlich kein Interesse daran, Ihnen irgendeinen Interessenstandpunkt aufzuschwatzen. Im Gegenteil – seine Aufgabe besteht unter anderem darin, Informationen möglichst objektiv für Sie vorzusortieren und zu filtern. In Ihrem Berufsleben haben Sie aber so jemanden nicht mehr. Da müssen Sie das selbst tun.

Eine Variante dieses Problems kann auch bei sehr kontrovers diskutierten Themen auftreten. Wenn Sie z.B. über gentechnisch veränderte Lebensmittel schreiben wollen, ist es keine gute Idee, die Argumente aus den Broschüren der Gentechnik-Firmen einfach abzupinseln. Es wäre allerdings auch keine gute Idee, einfach die Greenpeace-Argumente zu übernehmen. Sie können nicht immer davon ausgehen, daß die Kritik, die geäußert wird, angemessen und objektiv ist. Manchmal gibt es Kritiker, die sich in ihrer Kritik völlig verrennen. Manchmal gibt es aber auch Kritiker, die ganz bewusst übertreiben, weil sie einen Gegenpol erzeugen wollen:

Wenn die "Bösen" die Öffentlichkeit mit Tricks manipulieren wollen, ist es legitim, wenn ich das auch tue, denn ich bin ja ein "Guter".

Für Sie ist es natürlich fatal, wenn Sie auf einen "manipulierenden Guten" hereinfallen, denn dann sind Ihre Argumente wackelig und werden schnell zerpflückt werden. Aus diesem Grund sind kontrovers diskutierte Themen, bzw. Themen, bei denen Sie mit starken Abwehrreaktionen rechnen müssen, besonders anspruchsvoll, weil sie häufig weder den Unternehmen, noch den Verbänden oder Initiativen und auch nicht der Presse trauen können.

Unbelegte Behauptungen wiederholen

Eine sehr beliebte Manipulationstechnik ist, Aussagen zu treffen, die tatsächlich eine Behauptung sind, aber wie eine Tatsache aussehen, die man gar nicht mehr hinterfragen muss.

Solche Aussagen sind z.B.

  • 50% der lebenslangen Krankheitskosten einer Person fallen in den letzten beiden Jahren an.
  • Sport ist gesund

Sie werden diese Aussagen vielleicht häufiger hören und lesen. Achten Sie bitte darauf, ob diese Aussage von dem, der sie getroffen hat, auch irgendwie belegt ist. Bingo! Ist sie (meist) nicht. Es gibt nur ein paar Untersuchungen, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Die Ergebnisse dieser Studien sind wesentlich schwächer und mit einem Haufen von Vorbehalten versehen. Eine so knallige Aussage kann man aus ihnen nicht ziehen.

Sie merken: Woanders wird auch nur mit Wasser gekocht. Derjenige hat die Aussage auch mal gehört, ein wenig recherchiert und nichts hieb- und stichfestes gefunden (außer Leuten, die das eben auch einfach behauptet haben) und behauptet es dann eben auch. Wenn fünf Leute etwas behaupten, muss es stimmen und Millionen Fliegen können auch nicht irren.

Wie entstehen dann aber solche "Legenden"? Irgendjemand muss sie ja in die Welt gesetzt haben. Ein Ursprung von Legenden ist, dass sich jemand diese Behauptungen einfach wirklich ausdenkt oder aus dem Bauch heraus eine Zahl in den Raum wirft, von der er annimmt, dass Sie so in etwa hinkommen könnte. Überprüft hat derjenige die Zahl nicht, weil es keine Daten gibt. Die Zahl ist eine reine Bauchzahl. Wenn Sie dann noch berücksichtigen, dass der Bauch häufig noch ein Eigeninteresse hat, können Sie die Zahlen komplett vergessen.

Vor allem, wenn die Zahlen sehr "rund" sind, sollten alle Alarmglocken schrillen. Ein Beispiel dafür ist das Statement „20% aller Versicherten verursachen 80% aller Kosten“. Das ist einfach zu rund, um wahr zu sein. Vielleicht will man die Botschaft transportieren, dass ein relativ großer Anteil aller Ausgaben auf relativ wenige Personen entfällt. Aber 80:20 ist das nicht – es ist tatsächlich noch ungleicher… Nur: 80:20 hört sich gut an. Wahrscheinlich stammt diese Zahl aus dem so genannten Pareto-Prinzip, nach der man 80% des Gewinns/des Umsatzes mit 20% der Produkte macht. Das ist schon im "Original" genauso eine Daumenregel, die man nicht auf die Gold- und nicht einmal auf die Silberwaage legen kann.

Es gibt in der Literatur natürlich nicht nur die Wiederholung unwahrer bzw. erfundener Behauptungen, sondern auch die Wiederholung von vermutlich wahren oder zumindest nicht ganz falschen Behauptungen. Ein Beispiel:

Deutschland hat eines der leistungsfähigsten Gesundheitssysteme der Welt, aber auch das weltweit drittteuerste.

Diese Aussage findet sich in dem Buch Lauterbach, Karl. Der Zweiklassenstaat - wie die Privilegierten Deutschland ruinieren. Berlin: Rowohlt-Berlin-Verl, 2007. auf S. 68. Mehr steht da nicht. Keine Quelle. Wenn Sie diese Aussage jetzt so zitieren, ist Lauterbach Ihre Autorität. Eine (zumindest in diesem Fall) schlechte Wahl. Wenn Sie die OECD-Daten (www.oecd.org/health/healthdata) für 2007 zur Hand nehmen, sehen Sie, daß es sechs Länder gibt, die Pro-Kopf mehr Geld für Gesundheit ausgeben als die Deutschen. Nach OECD-Daten liegt Deutschland an 4. Stelle, was den Anteil der Gesundheitsausgaben am Sozialprodukt betrifft. Vielleicht hat er das gemeint. Das hat aber mit "teuer" nichts zu tun. Was ist hier passiert? Lauterbach will die Aussage treffen, daß das deutsche System teuer ist. In diesem konkreten Fall kann man dem Autor (Herrn Lauterbach) unterstellen, daß er in der Lage wäre, diese Aussage zu überprüfen und belegen. Er hat aber offenber keine Lust dazu. Das Buch ist aus seiner Sicht auch eher eine politische Streitschrift als ein wissenschaftliches Werk, also egal - rein mit der Aussage, an die er sich gut zu erinnern meint. Leider fälschlicherweise. Und Sie setzen, wenn Sie das so übernehmen, auf einen Autor, der zwar eigentlich ganz kompetent ist, sich aber hier leider falsch erinnert hat und an dieser Stelle keinen Wert darauf gelegt hat, zu überprüfen, was er sagt. Ein Indiz dafür, daß diese Aussage falsch sein könnte, ist eben genau der fehlende Beleg. Hätte Lauterbach die OECD (oder eine andere Quelle) herangezogen und zu belegen versucht, wäre ihm sein Fehler aufgefallen. Also auch solche "irgendwie eigentlich richtig klingenden" Behauptungen ohne Beleg müssen die Alarmglocken klingeln lassen.

Eine Übernahme einer unbelegten Behauptung ist natürlich schlechter Stil und unwissenschaftlich, denn Sie wollen ja Ihre Entscheidungen nicht auf irgendwelchen Vorurteilen aufbauen, sondern auf Fakten. Wenn Sie solche bloßen Behauptungen – also die Fehler Anderer – übernehmen, zeigt das, dass Sie an dieser Stelle unaufmerksam gewesen sind und der Behauptung auf den Leim gegangen sind.

Das ist insofern gefährlich, da solche Statements ja nicht gemacht werden, um den Platz zu füllen, sondern weil sie gut zu einer Argumentation passen. Jemand will Sie also mit nicht wirklich belastbaren Argumenten überzeugen bzw. ist selbst bereits von jemandem mit nicht belastbaren Argumenten überzeugt worden. Das sollte Ihnen nicht passieren.

Was passiert, wenn Ihr Leser Sie bei einem solchen "Schummel" erwischt? Angenommen, Ihr Leser weiß, daß die USA, die Schweiz, aber auch Luxemburg viel mehr Geld pro Nase für Gesundheit ausgeben als Deutschland. Dann hat Deutschland bestenfalls das viertteuerste System. Ihr (wohlwollender) Leser denkt sich erst einmal, daß seine Erinnerung vielleicht falsch ist. Er prüft also nach, woher Ihre Information stammt. Wenn dann da "Lauterbach" steht, werden Sie unglaubwürdig. Ihr Leser klopft "seine" Quellen ab (die OECD), kommt zu einem ganz anderen Ergebnis und mißtraut Ihnen jetzt, weil Sie ihm falsche Informationen vorgesetzt haben, deren Falschheit Sie hätten erkennen können.

Es ist natürlich klar, dass man das Prinzip "Aussagen belegen" auch übertreiben kann, indem man auch Allgemeinwissen oder Banalitäten belegt. Wenn Sie etwas über Neuseeland sagen, das ziemlich genau auf der entgegengesetzten Seite des Globus liegt, wird niemand von Ihnen erwarten, dass Sie Belege anführen, dass die Erde keine Scheibe ist.

Eine gute Faustregel für die Frage "belegen oder nicht" ist, sich selbst die Frage zu stellen, ob man Lust hat, nach Belegen zu suchen, die Ihnen die Quelle, aus der Sie Ihre Weisheit schöpfen, nicht liefert. Wenn Sie keine Lust haben, lassen Sie die Behauptung einfach weg. Wenn die Behauptung aber so wichtig ist, dass Sie sie nach Möglichkeit nicht weglassen wollen, suchen Sie nach Belegen. Auch wenn Sie keine Lust haben. Und dann: zitieren Sie die eigentliche Quelle, also die OECD und nicht Lauterbach.

Die Methode passt nicht zur Fragestellung

Wenn Sie eine Fragestellung haben, ist die nächste Frage, welche Methode Sie einsetzen, um die Frage zu beantworten und warum Sie diese Methode anderen Methoden vorziehen. Es kommt häufiger vor, dass Studierende versuchen, das genau umgekehrt zu machen. Der Studierende "weiß" dann schon, dass er z.B. einen Fragebogen entwickeln will. Aber er weiß noch gar nicht, was er da überhaupt fragen will.

Das ist ein sehr ungünstiges Vorgehen, denn die Methode diktiert Ihnen dann die Fragestellung. Sie müssen sich dann krampfhaft irgendetwas überlegen, was Sie mit der Methode anfangen können bzw. wenden eine Methode an, die relativ ungeeignet ist.

Ihre Note richtet sich aber nicht danach, ob Sie eine tolle Methode auf irgendetwas angewendet haben, sondern danach, ob Sie eine Fragestellung mit geeigneten Methoden gut bearbeitet haben. Im Regelfall sind das zwei verschiedene Dinge.

Bei der Frage, wie ein Thema am besten zu bearbeiten ist, gibt es im Regelfall keine Vorgehensweise, die einen sofort anspringt. Aus diesem Grund macht es Sinn, das methodische Vorgehen zu dokumentieren, denn es ist unwahrscheinlich, dass es ein Thema gibt, bei dem jeder sagt "natürlich mussten Sie da einen Fragebogen einsetzen. Niemand würde auf die Idee kommen, das irgendwie anders zu machen".

Ihnen ist das vielleicht klar, weil Sie lange darüber nachgedacht haben. Ihr Leser überlegt aber vielleicht, ob es nicht Alternativen gegeben hätte, die vielleicht noch besser gewesen wären. "Wären Experteninterviews vielleicht noch besser gewesen?"

Vielleicht nicht, aber wenn Sie ihm das nicht klarmachen, sind die Chancen groß, dass Ihr Leser der Auffassung ist, dass Sie sich einfach keine Gedanken gemacht haben und den erstbesten Zugang, der Ihnen über den Weg gelaufen ist, genommen haben und dann nicht mehr weitergesucht haben. Erfahrungsgemäß hat er mit dieser Vermutung auch meist recht.

Daher: Begründen Sie Ihr Vorgehen und schreiben Sie ein paar Seiten darüber, warum Sie sich für Ihre Vorgehensweise entschieden haben und gegen andere Alternativen, die zwar erst einmal sinnvoll aussehen, sich dann aber als doch unterlegen herausstellten.

Zu dünne Quellenlage

Ein Merkmal wissenschaftlichen Arbeitens war ja Gründlichkeit. Wie bereits erwähnt, dokumentieren Sie die Gründlichkeit Ihres Vorgehens durch die Quellen, die Sie verwenden. Ein beliebter Fehler ist, mit der Materialsuche aufzuhören, wenn man den Eindruck hat, mit dem bisher gefundenen Material die vorgegebene Seitenzahl bestreiten zu können.

Wenn Sie 20 Seiten Platz für Ihr Thema haben und das Gefühl haben, mit dem Material, das Sie beisammen haben, diese 20 Seiten bestreiten zu können, wird die Arbeit wahrscheinlich bestenfalls mäßig sein. Warum? Es ist sehr unwahrscheinlich, dass das Material, das Ihnen als erstes in die Hände fällt auch gleich das Beste und Relevanteste ist. Die Chancen sind groß, dass Sie als erstes einmal zweitrangige Quellen erwischen oder gute Quellen, die sich aber mit einem Nebenaspekt befassen. Wenn Sie das Gefühl haben, mit Ihrem Material auch den dreifachen Umfang bestreiten zu können und die neuen Quellen, die Sie finden, immer nur noch das Gleiche sagen wie die Quellen, die Sie schon gefunden haben, stehen die Chancen gut, dass Sie einen wirklich guten Überblick gewonnen haben.

Da die Entscheidungsträger vor 10-15 Jahren an Ihrem Schreibtisch gesessen haben, kennen die natürlich auch die Tricks, mit denen Sie versuchen könnten, sich durchzuschummeln. Sie sollten daher nicht versuchen, Ihren Chef reinzulegen, indem Sie die Arbeit von zwei Nachmittagen als Ergebnis einer zweiwöchigen Recherche verkaufen wollen.

Übertreiben kann man beim Materialsammeln kaum. Sie werden irgendwann aufhören, weil Sie zwar noch weitere Quellen finden, diese Quellen aber sämtlich auf Quellen verweisen, die Sie schon kennen. Das ist ein gutes Indiz dafür, dass Sie wirklich alles abgegrast haben.

Sie sollten sich allerdings vor einem Aufblähen Ihres Literaturverzeichnisses durch nicht gekennzeichnete Rezitate hüten. Darunter versteht man das Zitieren von Quellen, die nicht Sie in der Hand gehabt haben, sondern nur eine Quelle, die ihrerseits aus dieser Quelle zitiert. Den Müller haben Sie gelesen. Müller zitiert Maier. Maier haben Sie nie in der Hand gehabt, zitieren ihn aber. Das ist schlechte Arbeit, weil Sie nicht kontrollieren können, ob Maier wirklich das gesagt hat, was Müller behauptet. Zudem versuchen Sie damit, sich aufzuplustern und ganz billig von der Arbeit eines anderen zu profitieren. Die Chancen sind groß, dass Ihr Chef (Ihr Betreuer) merkt, dass Sie ihn an dieser Stelle täuschen wollten. Das schlägt sich in der Note nieder. Wenn Ihr Betreuer der Auffassung ist, dass Sie ihn an der Nase herumführen, könnte er Sie bitten, Ihnen innerhalb von 24 Stunden die zitierten Quellen in Kopie ins Fach zu legen. Wenn Sie die Quellen selbst aber nie gesehen haben, sondern nur mit Rezitaten protzen wollen, haben Sie keine schöne 24 Stunden vor sich und sich, falls die Arbeit evtl. insgesamt nicht so doll ist, eine Extrarunde eingehandelt.

Es kann Ihnen natürlich passieren, daß die Materiallage nicht dünn ist, weil Sie zu faul waren, sondern daß sie dünn ist, weil es mehr einfach nicht gibt. Aus dem Fazit einer Arbeit:

Aufgrund der eher mäßigen Literatur- und Datenlage ist es schwierig, konkrete Aussagen darüber zu machen, ob...

mäßig war hier noch untertrieben. Es gab eigentlich nichts. In diesem Fall haben Sie ein Problem. Wenn Sie sich ein Thema aussuchen, zu dem es nichts zu schreiben gibt, dann ist das Ihre Wahl gewesen. Beim Finden der Fragestellung haben Sie die Bearbeitbarkeit des Themas nicht abgeklopft. Böser Fehler. Wenn Sie in dieses Fettnäpfchen getappt sind - und es wirklich nichts gibt - haben Sie noch die Chance, eigene Ideen zu entwickeln, wie man das Thema angehen könnte - auch wenn Sie das nicht praktisch durchführen können - also Eigenleistung.

Experteninterviews mit zu wenig Experten

Bei sehr praxisorientierten Themen ist (siehe oben) die Literaturbasis häufig dünn. Es kann dann Sinn machen, Experten zu befragen. Das ist allerdings eine recht aufwändige Sache, die methodisch nicht ganz einfach ist, wie das folgende fiktive Beispiel zeigt:

"Die Pflegeleiterin schätzt, dass die Einführung der neuen Dekubitusmatratzen zu einem Rückgang der wundgelegenen Langzeitpflegefälle von 50% geführt hat."

Solche Aussagen sind als Argument kaum zu verwerten, denn es ist überhaupt nicht klar, wie der Experte zu seiner Einschätzung gekommen ist. Hat man das irgendwie nachvollziehbar untersucht oder ist das nur eine Schätzung aus dem hohlen Bauch heraus?

Nehmen Sie, als weiteres Beispiel uns, Ihre Professoren. Wir sind Experten für Erwachsenenbildung. Nehmen wir an, Ihr Thema hieße "Defizite in der Schulbildung bei BWL-Erstsemestern". Sie fragen jetzt drei Professoren, wie hoch, ihrer Meinung nach, der Anteil der nicht studierfähigen Erstsemester ist. Glauben Sie, dass die Prozentzahlen, die man Ihnen da nennt, belastbar sind? Würden Sie Ihre Arbeit auf der Aussage dieser drei Personen aufbauen? Vielleicht ist einer von den dreien ein Idiot, vielleicht haben alle drei etwas überzogene Vorstellungen, vielleicht ... --- würden Sie also nicht tun. Dann lassen Sie es auch bei anderen Fragestellungen.

Befragungstechniken, wie z.B. die Delphi – Methode, versuchen, aus dem hohlen-Bauch-Gefühl von Experten belastbarere Aussagen zu gewinnen. Nur: Dazu braucht man viele hohle Bäuche und eine ziemlich aufwändige Methode, die nicht mit links abzuhandeln ist. Im Rahmen einer Abschlußarbeit ist die Durchführung einer Delphi-Studie eindeutig "nicht machbar".

Begehen Sie also nicht den Fehler, jede Aussage eines Experten als "die Wahrheit" zu betrachten. Eine Behauptung bleibt solange eine Behauptung, bis man sie qualifiziert belegen kann. Das gilt auch, wenn jemand, der in der Praxis relativ nahe am Thema ist, diese Behauptung macht.

Experten aus der Praxis können Ihnen aber einen viel wichtigeren Dienst leisten: Sie können ein Feedback auf Ihre Ideen geben. Sie sollten also Experten weniger für ein "Erzähl mir, was Sache ist" verwenden, sondern eher für ein "Was hälst Du von meiner Idee, dass...".

Fehlender oder schwacher wirtschaftlicher Bezug

Sie studieren Betriebswirtschaft mit Branchenbezug. Das bedeutet, dass Sie mit Fragestellungen in Kontakt kommen, die für Ihre Branche sehr wichtig sind, aber keinen erkennbaren wirtschaftlichen Bezug haben. Ein Beispiel:

Die Anzahl übergewichtiger Kinder ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kinder früher oder später an Diabetes erkranken. Es gibt Schulungsprogramme für diese Kinder, die beim dauerhaften Abnehmen helfen sollen. Solche Schulungsprogramme können unterschiedlich wirksam sein.

Das kann man untersuchen.

Es ist ein spannendes Thema. Formulieren wir es als

"Wirksamkeit von Ernährungsprogrammen für überwichtige Jugendliche".

Ihr zentrales Ergebnis ist, dass Konzept X kurzfristig besser wirkt als Y. Langfristig ist es aber genau umgekehrt.

Super Thema. Note 1,0 – wenn Sie Ernährungswissenschaften studieren würden.

Als Betriebswirt sind sie durchgefallen, weil Sie eine rein ernährungswissenschaftliche Arbeit abgeliefert haben und der einzige betriebswirtschaftliche Bezug ein Absatz der Preisklasse

"durch die Ernährungsschulung können viele Folgeerkrankungen verhindert oder aufgeschoben werden. Dadurch spart das Gesundheitssystem viel Geld" ist.

Sie sind Betriebswirt und daher ist Ihr Zugang zum Thema in erster Linie ein betriebswirtschaftlicher. Nicht alle Fragestellungen sind dafür geeignet. Vielleicht gibt es zwar diese Ernährungsprogramme, aber noch niemand hat einmal nachgerechnet, was das kostet und was es einspart. Wenn Sie das in Ihrer Arbeit nicht selbst leisten können, ist das Thema "tot".

Saloppe Formulierungen

Wissenschaftliche Texte zeichnen sich im Regelfall durch eine sehr ausgeprägte "Nüchternheit", d.h. einen betont sachlichen Stil aus. Das ist zum einen Tradition, zum anderen will man damit seine eigene Neutralität und Seriosität unterstreichen.

Viele Quellen, die Sie für Ihre Arbeit verwenden, sind keine wissenschaftlichen Quellen, sondern z.B. Zeitungsartikel. Diese Quellen haben einen ganz anderen Anspruch und sind auch anders aufgebaut. Zeitungsartikel müssen den Leser bei der Stange halten und brauchen daher einen gewissen Unterhaltungswert, der sich häufig in etwas flotteren Formulierungen niederschlägt. In wissenschaftlichen Arbeiten sollten Sie darauf achten, diesen Stil nicht zu imitieren.

Der Stil, in dem dieser Leitfaden geschrieben ist, wäre z.B. für eine Arbeit viel zu salopp.

Also statt (siehe ein paar Absätze weiter oben)

  • „Das ist ein gutes Indiz dafür, dass Sie wirklich alles abgegrast haben“ schreiben Sie besser
  • „Das ist ein gutes Indiz dafür, dass Sie wirklich alle relevanten Quellen berücksichtigt haben.“

Wenn Sie sich jetzt denken: "Das ist doch aber alles Augenwischerei" - dann könnten Sie nicht vollkommen unrecht haben. Versuchen Sie folgendermaßen darüber zu denken: Das sind Spielregeln. Spielregeln machen das Leben einfacher. Das Einhalten von Spielregeln ist ein Beleg dafür, dass Ihnen das Parkett, auf dem Sie sich bewegen, nicht unvertraut ist. Das Brechen von Regeln ist ein Signal dafür, dass Sie die Spielregeln vielleicht gar nicht kennen. Denken Sie also pragmatisch an Regeln als Code. Wenn Sie ein Herr sind und bei Ihrem Sakko den untersten Knopf zumachen, weiß ich, dass Sie (und Ihr engeres soziales Umfeld) nur sehr selten Sakkos tragen. Ich habe noch kein Wort mit Ihnen geredet und kann schon eine Reihe von Dingen über Sie sagen - weil Sie diesen blöden Knopf nicht aufgelassen haben. Damit wollen wir Sie nicht auffordern, konform und stromlinienförmig durchs Leben zu gehen, sondern sich der Signalwirkung von Codes (und deren Brechung) bewusst zu sein.

Ungefragte eigene Meinungen und Wertungen

Eine immer wieder gestellte Frage ist, inwiefern eine eigene Meinung, ein Fazit oder eine Wertung in eine Arbeit gehört.

Zuerst einmal ist zu klären, was denn "eigene Meinung" sein soll.

Damit ist nicht Ihre persönliche Meinung gemeint, was Sie denn von dem Ganzen so halten. Wenn Sie Sätze formulieren möchten, die mit "Ich finde…" anfangen könnten, dann ist das Ihre persönliche Meinung. Die interessiert Ihren Chef vielleicht am Feierabend bei einem gemeinsamen Glas Bier, hat aber weder in der Zuarbeit für Ihren Chef noch in Arbeiten, die Sie bei uns schreiben, etwas zu suchen.

Mit "ihrer Meinung" ist ihre professionelle Meinung gemeint. Wenn Ihr Chef Ihnen einen Auftrag gibt, erwartet er, dass Sie sich zum Experten für diesen Auftrag machen. Meist wird Ihr Ergebnis ein zwiespältiges sein. Sie schlagen z.B. verschiedene Lösungen vor, die jeweils ihre Vor- und Nachteile haben. Ihr Chef erwartet dann von Ihnen, dass Sie eine Einschätzung über die Alternativen liefern können. Er wird diese Einschätzung nicht unbedingt übernehmen, aber an Ihrer Einschätzung kann er u.a. erkennen, wie intensiv Sie sich mit dem Auftrag auseinandergesetzt haben. Wenn Ihre eigene Meinung nur ein blabla à la "es bieten sich enorme Chancen, über denen man aber die Risiken nicht vergessen sollte" ist, weiß er, was er von Ihrer Analyse zu halten hat. Sie haben bestenfalls die Fakten brav zusammengetragen, aber sich nicht so intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, als dass Sie sich ein Urteil haben bilden können.

Wenn es Ihnen schwer fällt, eine eigene Meinung zu äußern, ist die Ursache recht häufig, dass Sie keine Fragestellung bearbeitet haben, sondern nur einen Themenbereich beschrieben haben. Es ist klar, dass Sie für eine eigene Meinung extrem an Ihren Fingern saugen müssen, wenn Ihr Thema eigentlich "Anwendung von RFID in der Logistikbranche" lautet (also schon eine, wenn auch sehr allgemeine, Fragestellung) – Sie aber tatsächlich "Eine kurze Darstellung des Logistikmarktes in Deutschland" geschrieben haben.

(Zu viele) Orthographie- und Interpunktionsfehler

Wenn Sie mit Rechtschreibung und Zeichensetzung ein wenig auf Kriegsfuß stehen, müssen Sie Ihre Arbeit vor der Abgabe von jemandem korrekturlesen lassen, der das besser kann als Sie.

Die Ansprüche werden vermutlich zwischen den einzelnen Betreuern ein wenig schwanken, je nachdem, wie gut der Betreuer die Regeln selbst beherrscht;). Vermutlich wird Ihnen niemand den Kopf abreißen, wenn Sie Dinge, die man (seit neuerem) zusammen schreibt zusammenschreiben oder wenn es (wie in diesem Text) eine bunte Mischung aus "dass" und "daß" gibt, aber wenn in jedem zweiten Satz ein Fehler steckt, der nicht mehr mit neuer vs. alter Rechtschreibung oder kuriosen Sonderregeln oder Fremdwörtern erklärbar ist, gibt das bei allen Betreuern heftigen Abzug.

Natürlich sind wir keine Deutschlehrer. Darum geht es nicht. Eine fürchterlich fehlerträchige Arbeit bringt aber zum Ausdruck, daß Sie an dieser Stelle offensichtlich Probleme haben und offensichtlich niemanden hinzugezogen haben, der den Text noch einmal kritisch gegenliest. Dazu hat entweder die Zeit gefehlt (dann ist es "schlechtes Zeitmanagement"), oder Sie halten ein Gegenlesen für überflüssig (dann ist es noch schlimmer) oder Sie haben einfach nicht daran gedacht (dann zeigen Sie, daß Sie ein Anfänger sind).


letzte Änderung der Seite: April 15, 2008

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