Relevanz der Thesis

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Formales Gewicht in der Endnote

In der Tradition der Hochschulausbildung hat die Abschlußarbeit immer eine ganz wichtige Rolle gespielt, die sich auch in der Gewichtung der Arbeit niedergeschlagen hat. In der Vergangenheit war es nicht selten so, dass eine Diplomarbeit 50% der Examensnote ausgemacht hat. Insofern war die Diplomarbeit ein sehr dickes Brett und jedem war klar, dass eine miese Diplomarbeitsnote nur noch schwer ausgleichbar war.

Mit der Einführung des Bachelors und Masters hat sich das ein wenig geändert. In unserer aktuellen BA-Prüfungsordnung fließt die BA-Thesis mit 15% in die Endnote ein, in der alten PO gar nur mit 8%.

Wir Professoren haben uns in den letzten Semestern manchmal gewundert, warum viele Studierende den Ball beim Thema "Thesis" für unseren Geschmack relativ flach halten. Für uns, die wir noch aus dem alten "Diplom-System" stammen, war das nicht nachvollziehbar, bis wir uns vor Augen geführt haben, dass die Thesis (im Vergleich zu früher) nur noch eine geringe Bedeutung für die Endnote hat. Vielleicht haben Sie sich im Umkehrschluss gefragt, warum wir so ein Gewese um eine mittelmäßig wichtige Leistung machen.

Wir sind, wie gesagt, von unserer Vergangenheit, darauf gepolt, die Thesis ganz hoch zu hängen. Das könnte Ihnen ja aber egal sein. Das Problem ist aber, dass die früher sehr starke Gewichtung eigentlich nur ein quantitativer Ausdruck dafür war, dass die Thesis die vermutlich wichtigste Leistung ist, die Sie in Ihrem Studium erbringen. Und wenn die so wichtig ist, ist es doch schlau, diese Leistung ganz stark zu gewichten, damit allen klar ist, wie wichtig die ist. Diese Signalwirkung hat man bei der BA/MA-Umstellung irgendwie übersehen. Wir haben in der aktuellen PO so weit gegengesteuert, wie wir konnten, aber mehr als 15% Notenanteil war nicht drin.

Aushängeschild

Warum ist denn die Thesis so wichtig? Warum könnte es sinnvoll sein, die Thesis höher zu hängen als die Gewichtung in der Endnote nahelegt?

Der Grund, die Thesis besonders ernst zu nehmen ist, das die Thesis die aussagekräftigste Leistung ist, die Sie in Ihrem Studium erbringen. Keine andere Leistung liegt so sehr in Ihrer Hand wie die Thesis. Ihre Abschlussarbeit ist eine Art Aushängeschild, mit dem Sie zeigen, wie gut Sie in der Lage sind, sich in ein für Sie ganz neues, längeres Projekt einzuarbeiten und eine komplexe Aufgabe sauber abzuarbeiten. Wenn Sie nicht dauerhaft auf der Sachbearbeiterebene hängen bleiben wollen, dann ist das der Typ von Arbeit, mit dem Sie später Ihr Geld verdienen wollen. Wenn Sie an dieser Stelle den Ball flach halten, verkaufen Sie sich unter Wert.

Sie verkaufen sich übrigens dann an ganz zentraler Stelle unter Wert, denn Thema und Note der Thesis werden im Zeugnis optisch ganz stark herausgehoben. Hier finden Sie ein Muster-Zeugnis, falls Sie noch keins gesehen haben. Da möchten Sie keine schlechte Note stehen haben.

Natürlich wird man in Ihrer Bewerbung auch auf die Endnote schauen, aber jedem ist klar, dass die Endnote in weiten Teilen nur dokumentiert, dass Ihr Kurzzeitgedächtnis funktioniert und Sie in der Lage waren, den Klausurstress ganz gut zu bewältigen. Mit der Thesis können Sie belegen, dass Sie einen etwas längeren Atem als die zwei Wochen vor der Klausurphase haben und ein mehrmonatiges Projekt diszipliniert angehen und eine schwierige Aufgabe (die Sie sich auch selbst ausgesucht und portioniert haben) lösen können. Oder eben halt nicht. Vor diesem Hintergrund machen Sie den guten Eindruck, den Sie mit Ihren anderen Noten erzeugen, durch eine mäßige oder schlechte Thesis-Note zu einem großen Teil wieder zunichte. Sie können diese Einschätzung auch nicht wieder wegdiskutieren. Sie können einem Unternehmen erklären, dass die Note in Fach X so schlecht ist, weil Sie einen schlechten Tag hatten, aber es wird schwer, eine schlechte Thesis mit schlechter Tagesform zu erklären.